Dritte Weltmeisterschaften für Taijiquan in Taizhong, Taiwan, R, o. C.
Ausrichter: Welt-Föderation Taijiquan, Taiwan Branch Nationale Taijiquan-Föderation, Taiwan, R. o. C.
Schirmherrschaft: Sport-Komitee der National-Versammlung, Taiwan, R. o. C.
Außenministerium, Taiwan, R. O. C.
Chinese Taibei Olympisches Komitee
Sportföderation der Republik China
Tourismus Bureau, M. O. T. C., Republic of China (Taiwan)
Am 2. und 3. November 2010 fanden in Taizhong, Taiwan, R. o. C., zum 3. Mal Weltmeisterschaften im Taijiquan statt, und zwar weiterhin als 2-jährige, institutionalisierte Veranstaltung und in Fortsetzung des früher bekannten, internationalen Chung Hwa-Cups (Zhonghuabei ???).
Nach einer nun bereits Tradition gewordenen Turniergestaltung fanden zunächst einige sehr interessante Vorführung statt, ehe Wettkämpfe in Gruppen und als Einzelstarten zu Soloformen, ohne und mit Waffen folgten und durch Pushing Hands-Wettkämpfe in fester Schrittstellung das Programm abrundeten.
Seit vor einem Jahr die Nationale Taijiquan-Föderation, Taiwan, R. o. C., einen neuen Vorsitzenden, Herrn Huang Yu-Sheng ???, mit einem sehr bunten und vielfältigen Kampfkunsthintergrund gewählt hat, hat sich die taiwanische Teilnehmerstruktur enorm gewandelt. Herr Huang selbst unterrichtet seit 1969 auf Wunsch seines Lehrers Altmeister Chen Panlin ??? (1892 – 1963) die 99er Taijiquan-Form seines Lehrers, Xingyiquan, Bagua, Shaolin, Lanze, Kurzstock, Säbel, Stock, Schwert, Peitsche und Hellebarde sowie Sanshou und ist seit 1970 Mitglied der Taijiquan-Vereinigung in Taiwan. Altmeister Chen Panling hatte schon 1950, nach seiner Ankunft in Taiwan, eine Vereinigung für Kampfkünste, einen Vorläufer folgender Kampfkunstvereinigungen gegründet, und nach seiner KK-Ausbildung in China bei namhaften Lehrern des Chen, Wu- und Yang-Stils war seine daraus synthetisierte 99er Form sowohl vom damaligen chinesischen Erziehungsministerium als auch vom Militär als Lehrmaterial hoch geschätzt worden. Dabei steht das 99 nicht etwa für die Anzahl der Figuren (es handelt sich eigentlich um eine 42er Form), vielmehr verweist die Aussprache der beiden Neunen auf langes und immerwährendes Leben, was durch Üben des Taijiquan erreicht werden soll.

Abb. 1: Die Ehrentribüne mit Politikern, Asienspiele-Gewinnern und bekannten Taijiquan-Meistern
Während nun früher die einzelnen Gruppierungen der dem Yang-Stil zugerechneten Zheng Manqing-Schule das Groß aller Teilnehmer stellten, fanden sich diesmal erfreulicherweise weitaus mehr unterschiedliche Stile und Stilvarianten ein, was einer Weltmeisterschaft sehr gut zu Gesicht steht. Folgende Stile, Schulen und Formen wurden vorgeführt bzw. in Wettkämpfen bewertet:
Yang-Stile: 13er Yang-Stil
20er Yang-Stil
24er Beijing-Stil
37er Zheng Manqing-Stil
37er Yang-Stil im Alten Rahmen (2. Straße)
40er Yang-Stilform
45er Yang-Stilform
48er Yang-Stilform
64er Yang-Stilform
64er Yijian Yang-Stilform
81er Yang-Stilform
88er Yang-Stilform
103er Yang-Stilform
Yang-Stilform der Verborgenen Tradition
Yang-Stilform nach William C. C. Chen,
Chen-Stile: 13er Chen-Stilform
18er Chen-Stil-Form
32er Chen-Stilform
38er Chen-Stilform
48er Chen-Stilform
56er Chen-Stil-Wettkampfform
Chen-Stilform Neuer Rahmen (1. Straße)
Chen-Stilform Neuer Rahmen (2. Straße)
78er Chen-Stilform
Chen-Stilform Alter Rahmen (1. Straße)
Chen-Stilform Alter Rahmen (2. Straße)
Keng-Wu-Chen-Stilform
Lianhuan-Chen-Stilform
Chen-Stil Kleiner Rahmen (1. Straße)
Weitere Stile: 28er Wudang-Stilform
36er Form
40er Form
42er Wettkampfform
99er Chen Panling-Form (42 Figuren)
45er Wu-Stilform
48er Form
Ruyi-Taijiquan
Zhaobao Taijiquan (Großer Rahmen)
Sun-Stilform
76er Chen Qingping-Stil (Kleiner Rahmen)
96er Wu-Hao-Form
Longmen-Taijiquan (1. Straße)
Longmen-Taijiquan (2. Straße, 37er)
Zhaobao Huleijia-Stilform
He-Stil Taijiquan
Waffenformen: 32er Schwert
38er Yang-Stil Schwert
39er Schwert
42er Schwert-Form
49er Chen-Stil Schwert
54er Yang-Stil Schwert
Hunyuan Chen-Stil Schwert
Zheng Manqing-Stil Schwert
Yijian Taiji Schwert
Sancai Schwert
Yangsheng Taiji Schwert
Wudang Taiji Schwert
Wudang Schwert
Longmen Taqiji Schwert
Yunshui Schwert
Guzhuan Taiji Schwert
Longyue Taiji-Säbel
Doppelsäbel
Chen-Stil Säbel
36er Taiji Säbel
60er Taiji Säbel
64er Taiji Säbel
Yijian Taiji Säbel
16er Yang-Stil Fächer
38er Fächer
52er Fächer
48er Chen-Stil Fächer
Gongfu Fächer
Ruyi Fächer
Ruyi huanyuan Fächer
Meihua Fächer
Kuanfu Fächer
Yannian Taiji Fächer
Yangsheng Taiji Fächer
Xiyangmei Gongfu Fächer
13er Taiji-Kurzstock
Doppelhaken
Longmen dagou Stock
Yang-Stil Kurzstock
Taiji Kurzstock
Diese noch nie dagewesene Vielfalt an Formen und Stilen zeigte die heutige Bandbreite des Taijiquan in all seinen Varianten sehr schön auf, war unglaublich informativ und gestattete es, die unterschiedlichsten Interpretationen der Taijiquan-Prinzipien direkt einsehen. Für den Zuschauer war es aber nicht einfach, das Geschehen auf vier Wettkampfflächen simultan zu verfolgen, so dass häufig zu sehende Operngläser und Teleobjektive in den Zuseherrängen voll im Einsatz waren. Auf zwei weiteren Kampfflächen hatten darüber hinaus bereits die Pushing Hands Wettbewerbe in fester Schrittstellung begonnen, so dass sich die Interessen dann doch sehr schnell aufspalteten und jeweils bestimmte Zuschauergruppen traubenförmig um entsprechende Kampfflächen bildeten. Für die verschiedenen Formen waren sage und schreibe 78 einzelnen Wettkampfkategorien organisiert worden, deren Beurteilung durch die Kampfrichter wirklich keine kleine Leistung war.
Wie populär solche Wettkämpfe inzwischen in Taiwan und weltweit geworden sind, zeigen die Tatsachen, dass die diesjährige Veranstaltung noch mehr Teilnehmer aus noch mehr Ländern, mit noch zahlreicheren Mannschaften (über 100 Mannschaften aus Taiwan, 54 Mannschaften aus fast 30 Ländern) angelockt hatte. Zu bemerken bleibt aber, dass die Vielzahl solcher Veranstaltungen nicht unbedingt auch das Niveau der Teilnehmer verbessert. Bis Ende des Jahres werden in Singapur, Hongkong, Guangzhou und Taiwan weitere 6 Großveranstaltungen erwartet, deren Besuch sicherlich nicht für alle Teilnehmer der 3. WM möglich sein wird, so dass die Frage auftaucht, ob dann dort andere Teilnehmer antreten werden. Eine weitere Vereinigung der unterschiedlichsten Verbände unter der Weltföderation scheint die einzig logische Lösung für dieses Problem zu sein, womit dann sicher lokale Wettbewerbe als Vorqualifikationen einhergehen und die totale Versportlichung erreicht sein düfte.
Leider besteht eine der die Schirmherrschaft tragenden Organisationen, die Sportföderation Taiwans, weiterhin darauf, einen Monat später die nationalen Meisterschaften in vielen Disziplinen, aber eben auch dem Taijiquan, als 4-tägigen Wettkampf auszuschreiben. Die dort für Siege ausgeschriebenen Preisgelder von inzwischen 3000 Euro für 1. Plätze haben erneut bewirkt, dass die besten Kämpfer von den zwei größten Taiji-Pushing Hands-Schulen Taiwans an den diesjährigen Weltmeisterschaften wieder nicht teilnahmen, dafür weniger starken Vertretern ihrer Schulen das Startrecht überließen, um sich für die prämienträchtigen Nationalmeisterschaften zu schonen, nicht zu verletzen und um Kräfte zu sparen.
Im Dezember folgt dann erstmals eine neue Großveranstaltung, auf die der Berichterstatter schon jetzt sehr gespannt ist. Im Zuge der politischen Annäherung zwischen Taiwan und China wird es erstmals zu einem Aufeinandertreffen der Wettkämpfer beider Seiten der Taiwan-Straße in Form eines richtigen Vergleichskampfes kommen, während früher jeweils nur einzelne Starter oder Kleinmannschaften Taiwans in China angetreten waren und Festland-Chinesen weder von ihrer Regierung eine Ausreise- noch von Taiwan eine Einreisegenehmigung bekommen hatten. Man denke dabei vergleichsweise an die vergangenen Spannungen zwischen Ost- und Westdeutschland. Jedenfalls dürfte auf dieser Veranstaltung ein sehr hohes Niveau erreicht werden, weil hier doch unglaubliches Ansehen gewonnen werden kann oder ein großer Gesichtsverlust hingenommen werden muss. Ganz bestimmt wird dem Taijiquan & Qigong Journal auch dazu ein Bericht zugesandt werden, um solch wichtige Taijiquan- Ereignisse auch dem deutschen Interessierten näher zu bringen.
Außerdem muss noch erwähnt werden, dass sich die William C. C. Chen-Mannschaft durch einen Artikel in den US-amerikanischen Presse über eine unfaire Behandlungsweise ihrer PHs-Kämpfer bei der 2. WM 2008 wirklich keinen Gefallen getan hatte. Denn als bekannt wurde, dass die William C. C. Chen-Mannschaft erneut gemeldet hatte, zog eine betroffene Mannschaft ihre eigenen Meldungen als Ausdruck des Protestes zurück. Rückblickend auf die angeblichen Ungerechtigkeiten bei der 2. WM 2008 kann jedenfalls ein solches Beeinflussen der Wettkampfentscheidungen keinesfalls bestätigt werden. Sicherlich ist es für die sieggewohnten Kämpfer im Westen ein sehr abruptes Erwachen, wenn sie hier in Taiwan mehr oder weniger chancenlos abgefertigt werden, womit unterschiedliche Charaktere auf unterschiedliche Weise umgehen.
Und trotzdem wurden auch diese 3. Weltmeisterschaften ein großer Erfolg. Nach den üblicherweise eher langweiligen Eröffnungsreden der Offiziellen und einem Schwur zur Fairness durch einen Wettkämpfer begann der erste Vormittag mit einem wieder sehr anspruchsvollen Vorführungsprogramm. Nachdem sich die einzelnen Mannschaften nach dem Einzug der Nationen/Mannschaften auf die Zuschauerränge zurückbegeben hatten, standen dieses Mal als erstes die Vorführungen in Großgruppen auf dem Programm.
Abb. 2: Auszug der Mannschaften

Abb. 3: Jung und Alt – Schwertgruppe aus Singapur
Zu sehen waren zahlreiche Stile, die in Gruppen von 40 bis zu 500 Übenden und in jeweils nur 10 Min. dargestellt werden sollten. Die doch wieder sehr beeindruckenden Vorführungen umfassten erstmals auch eine Darbietung des inzwischen weltweit bekannt gewordenen Taiji Daoyin ???? mit einer Gruppe von ca. 80 Personen. Diese neue Form der Bewegungskunst wurde von Meister Xiong Wei ?? kreiert, nach dem er selbst eine gediegene Ausbildung und Lehrzeit im Chen-Stil durchlaufen hatte. Geübt werden in dieser Schule zwei jeweils zahlreiche Übungen umfassende Sets für Anfänger (54) und Fortgeschrittene (20), die nicht unbedingt den gewohnten Soloformen gleichen und deren martialische Anwendung oft gar nicht mehr erkennbar ist. Vielmehr geht es hier zuallererst um das Entwickeln eines Gefühls und Gespürs für das eigene Körperinnere, Neizijue ???. Dadurch wird ein willentlicher Zugriff auf normalerweise praktisch nie über geistige Anleitung bewegte Körperbereiche möglich, es folgt eine enorme Erweiterung des eigenen Bewegungsspielraums, die an gewissen Stellen den Bewegungen von Breakdancerns oder HioHop-Bewegungen nicht unähnlich sind.
Letztendlich dienen diese Übungen nicht nur der Gesunderhaltung und dem Beibehalten großer Bewegungsfähigkeit bis ins hohe Alter, sondern eben auch und insbesondere dem Entkommen und Kontern sogenannter Qinna-??-Techniken. Bekannt geworden ist diese neue Schule aus Taiwan aber hauptsächlich über das Cloud Gate Tanz-Ensemble, das mit seinen Aufführungen weltweit höchste Anerkennung in Modern Dance-Kreisen gefunden hat. Meister Xiong Wei selbst hatte Anfang dieses Jahrtausends die Tanz-Gruppe zur Erstaufführung des Stückes Taiji gar mit nach Spanien begleitet, wo man erste Großerfolge in Europa feierte. Eigene Erfahrungen und eine mehrjährige Übungspraxis sowie Erfahrungen anderer westlicher Übender erfordern aber deutliche Hinweise, dass nämlich dieses Übungssystem nicht nur extrem schwierig und körperlich anspruchsvoll ist, sondern für schwerere und stark gebaute, große westliche Menschen wohl eher schnell zu Überbelastungen führen kann. Es handelt sich um eine Extremform der Bewegungskunst, wie sie wohl besonders für die eher klein und zierlich gewachsenen Südchinesen oder Menschen mit ähnlichem Körperbau geeignet erscheint.

Abb. 4: Wellenförmiges Bewegen des gesamten Rumpfes

Abb. 5: Spiralenförmiges Bewegen, von unten nach oben ...

Abb. 6: … bis in die Fingerspitzen

Abb. 7: Meister Xiong Wei mit Frau und Hauptschüler
Die Vorführungen bekannter Meister war diesmal auf Grund des größeren Wettkampfumfangs bewusst etwas kürzer gehalten, war aber als Zusammenwirken von drei wirklichen Meistern mit ihren Schülern erneut ein Augenschmaus. Gleichzeitig zu sehen war noch einmal Meister Xiao Zhefu mit seinem so beeindruckenden Zhaobao Huleijia, sowie eine Kombination aller Chen-Stil-Straßen durch Meister Chen Guohua ???, der in Hongkong als Meisterschüler von Großmeister Chen Zhenglei den Chen-Stil unterrichtet. Dazwischen machte Meister Juan Alcides Alvarez aus Argentinien in langer Robe und einer traditionellen 108er Yang-Stil-Variante ebenfalls eine gute Figur.
Dahinter zeigte eine Gruppe aus Japan das Yangsheng Taijizhang, eine moderne Kreation mit mehr gesund erhaltenden Aspekten, gefolgt von drei Paaren, die das Sanshou-Partnerset nach Xiong Yanghe ??? (1886 - 1984) perfekt inszenierten. Den Abschluss dieser Gemeinschaftsvorführung bildeten Schüler von Meister Chen Guohua mit vehementen Vorführungen der 1. und 2. Chen-Stil-

Abb. 8: Meister Chen Guohua aus Hongkong

Abb. 9: Argentinischer Meister Alcides Alvarez

Abb. 10: Vorne links Meister Chen, dann Meister Alvarez, hinten Meister Xiao samt Schülern

Abb. 11: Die Argentinische Vorführtruppe Abb. 12: Sanshou nach Altmeister Xiong Yanghe
Straßen sowie wie ihr Meister in langen Roben gewandete Argentinier mit der lange 108er Yang-Form. Wegen des zeitlichen Aufwands der vielen Formen-Wettbewerbe durch aus nach vollziehbar, scheint eine solche gemeinsame Vorführung recht sinnvoll, wenngleich einzelne Aspekte in den Vorführungen der jeweiligen Meister sicherlich etwas zu kurz gekommen waren.
In den Formen-Wettbewerben für Gruppen zeigten die in Taiwan jahrein, jahraus zusammen trainierenden Mannschaften eindeutig die besseren Leistungen, sei es nun im Kinder-, Jugend-, Erwachsenen- oder auch im Seniorenbereich. Hier wird ein ums andere mal deutlich, dass für das Auftreten einer Mannschaft tägliches, gemeinsames Üben unabdingbar ist. Solange sich ausländische Teams zuhause dazu nicht durchringen können, solange werden sie tatsächlich chancenlos bleiben und nur ganz gelegentlich eine bessere Platzierung erringen, wie es der Rhein-Wupper-Mannschaft in der nun bereits lange praktizierten 13er Yang-Stilform, mit idealistischer Anweisung ihres Taiwanischen Coaches Chen Luoke, gelungen ist. Trotz optisch ansprechendes Gruppenauftreten gab es aber in der Fächerform auch für dieses Team noch keine Lorbeeren zu ernten.

Abb. 13: Wer so früh in Gruppen übt …

Abb. 14: … hat auch später die Nase vorne

Abb. 15: Der Rhein-Wupper e. V. in der 13er Form

Abb. 16: … und im Yang-Stil Fächer
Zu den Ergebnissen in den Soloform-Wettkämpfen für individuelle Starter bleibt ebenfalls anzumerken, dass es weiterhin großen Aufholbedarf für die westlichen Teilnehmer gibt. Die tägliche Übungspraxis der Taiwaner bringt auf Dauer einfach einen

Abb. 17: Sieger-Gruppe mit Chen-Stil Fächer

Abb. 18: Bei Senioren sehr beliebt, der Kurzstock
kaum wettzumachenden Vorsprung, den man selbst durch intensives Training einige Zeit vor dem Wettkampf kaum noch aufholen kann. Um so erfreulicher waren die guten 3. Platzierungen von Bakther Aminov und Firousa Aminova von der deutschen Rhein-Wupper-Gruppe in der 13er Yang-Stil-Variante. In der 24er Beijing-Form konnten sich zwei Indonesier sowie eine Japanerin auf zwei 2. und einen 3. Platz vorkämpfen, während in der 38er Chen-Form Juan J. Estrella Sanchez einen guten 2. Platz erreichte. Bei den Damen reichte es für Yasmin Pakzad Mayer aus Deutschland ebenfalls zu einem guten 3. Platz, während Thomas Siegers leider mit dem undankbaren 4. Platz für seine Vorführung der Yang-Form verborgener Tradierung zufrieden sein musste. Lediglich bei der alten 88er Yang-Form konnte Meister Alvarez einen 1. Platz erreichen, wobei anzumerken ist, dass Taiwanische Mannschaftsleiter und Meister gewöhnlich nicht mehr aktiv an Wettkämpfen teilnehmen.
Für Rhein-Wupper konnte Vithleem Chatzipanagioti bei der 45er Yang-Form einen 2. Platz herausholen, während Angel Quevedo Mesones aus Spanien in der 28er Wudang-Kategorie Platz 2 erreichte. Peter Meyer aus DL wurde zusammen mit zwei anderen Wettbewerbern in der Kategorie Säbel jeweils mit dem 1. Platz ausgezeichnet, sehr schön! Grace Peters aus den USA schaffte einen 3. Platz im Fächer-Wettberwerb, auch im Kurzstock gab es noch einen 3. Platz für die diesmal schwächelnden Amerikaner. Insgesamt sind diese 12 Platzierungen von 234 möglichen in 78 Wettkampfkategorien von Nicht-Chinesen aber eine schon ziemlich ernüchternde Erfahrung gewesen. Es muss deutlich anerkannt werden, dass das Durchschnittsniveau der Gastgeber tatsächlich doch erheblich besser war als das der ausländischen Teilnehmer.
Im Wettbewerb für Pushing Hands mit fester Schrittstellung waren die Ergebnisse trotz der fehlenden Taiwanischen Pusher erster Güte noch weitaus erdrückender. Lediglich der US-Amerikaner Ian Luca Childress von der William C. C. Chen-Mannschaft erreichte in der 6. Klasse bis 76 kg einen 2. Platz, sein Bruder in der 8. Klasse bis 91 kg einen 3. Platz. Dabei sahen die US-Amerikaner, die sich ja nach den letzten

Abb. 19 + 20: William C. C. Chen-Vertreter mit Hitech-Kleidung, aber eher grober Kraftentfaltung
Abb. 21: Wie beim Schieben eines Autos?

Abb. 22: So ist es schon besser!

Abb. 23: Schon in der Ausgangsstellung Probleme, auch Argentinien ohne Chancen
Titelkämpfen öffentlich über eine ungerechte Behandlung beschwert hatten, alles andere als gut im Sinne der Taijiquan-Prinzipien aus. Schon in der Ausgangstellung sah man sogar aus der Distanz deren gut austrainierten Muskeln anschwellen, und beide Platzierung sind klar ersichtlich durch Einsatz roher Reiß- und Schiebkräfte errungen

Abb. 24: Man kennt sich noch vom Zhong Hwa-Cup: Oberschiedsrichter Taiwans Wu Ronghui (Mitte),Schiedsrichter Trevor Nolanmalan (2. v. rechts), Südafrika-Coach A. K. Baynes (ganz links)
Abb. 25: Auch im Schwergewicht ohne Chancen gegen Taiwaner

Abb. 26: Die beste Taiwan-Paarung war wirklich locker

Abb. 27: Judith van Drooge von der Niederländischen William C. C. Chen-Schule,
durchtrainierter noch die beste, trotzdem ebenso chancenlos
worden, deren Einsatz auf entsprechender Wettkämpfen in den USA sehr strikt untersagt wird. Bei den Frauen sah es noch bestürzender aus, und alle Teilnehmerinnen aus dem Ausland blieben ohne jeden Erfolg. In zahlreichen Paarungen zwischen Westlerinnen und Taiwanerinnen musste man als Beobachter sogar Angst haben, dass es zu schwerwiegenden Verletzungen kommen könnte. Nicht nur mangelhaft trainierte Herz-Lungen-Kreisläufe wurde schnell ersichtlich, sondern auch völlig falsche Vorstellungen bzgl. eines wettkampforientierten Pushing Hands wurden deutlich. Es ist eben ein deutlicher Unterschied, einmal die Woche gemächlich mit einer guten Freundin ein bisschen in der Luft zu rühren oder gegen eine verbissen kämpfende, meist jüngere Taiwanerin mit große Härte, aber auch mit großer Elastizität zu treffen. Wenn westliche Teilnehmerinnen im Wettkampf mit festen Schrittstellungen bis über die Sicherheitszone hinaus gepuscht werden und dort mit dem Hinterkopf auf den Boden schlagen, dann sind die Niveaus einfach zu unterschiedlich. Eine entsprechende Vorqualifizierung erscheint in diesem Zusammenhang doch unerlässlich zu sein, die man wohl in Zukunft über nationale Qualifikationskämpfe nachweisen müssen wird.
Glücklicherweise blieben alle Wettkämpfe ohne größere Verletzungen, und nur ein taiwanischer Kämpfer musste mit einer Sprunggelenksverletzung medizinisch betreut werden. Auf Grund des übergroßen Formen-Programms, einiger Unstimmigkeiten bei der 2. WM, deutlicher Abweichungen von den Grundprinzipien des Taijiquan und zahlreicher Verletzungen wurde bei der diesjährigen Veranstaltung auf das Pushing Hands mit aktiven Schrittmöglichkeiten vollständig verzichtet. Dieses noch intensivere Händekreuzen hatte zuletzt auch kaum noch ausländische Meldungen angezogen, so dass die Taiwaner und Chinesen diese Disziplin auf den Nationalen Wettkämpfen bzw. auf dem anstehenden Vergleich Taiwan – China unter sich austragen werden.
Die 4. WM ist für November 2012 in Taoyuan, Taiwan, direkt an einem Internationalen Flughafen geplant. Es bleibt zu hoffen, dass sich mehr intensiv trainierende Vertreter aus dem Ausland diese Gelegenheit nicht entgehen lassen werden, ihr eigenes Können wirklich einmal auf den Prüfstand zu stellen.
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